Große Berühmtheit erlangte der belgisch-niederländische Maler Petrus van Schendel für seine mondbeschienenen Landschaften und nächtlichen Märkte, bei denen Kerzenlicht und offenes Feuer die Lichtquelle bildeten. Das Genre reagierte auf die Faszination des romantischen Sammlers für die Dunkelheit und die geheimnisvollen Kräfte der Natur. Er malte auch Landschaften, Seestücke, Interieurs, Porträts und religionsgeschichtliche Gemälde, fast alle mit Lichteffekten. Die Kerzenlichtszenen des Malers wurden so bewundert, dass er in Frankreich 'Monsieur Chandelle'genannt wurde.
Van Schendels zeichnerisches Talent wurde früh erkannt und seine Familie schickte ihn an die Akademie der Schönen Künste in Antwerpen, wo er von 1822 bis 1828 Unterricht nahm. Nach seiner Rückkehr aus Belgien 1828 wechselte er zwischen Breda, seiner Heimatstadt, und Amsterdam, wo er sich 1830 endgültig niederließ. 1838 zog die Familie – Van Schendel hatte nun Frau und Kinder – nach Den Haag. Dort war Van Schendel hauptsächlich damit beschäftigt, einen Absatzmarkt für seine Gemälde zu schaffen, den er beim Haager Kunsthändler Johannes Immerzeel fand.
Bereits 1828 malte Van Schendel Marines im Mondlicht, Eisszenen und Genreszenen bei Kerzenlicht, das Genre, das er sein ganzes Leben lang praktizierte. Nocturnes oder Gemälde mit Mondlicht und Kerzenlicht waren ein Genre des 17. Jahrhunderts, das im 19. Jahrhundert erneut aufblühte. Wenn die Aufführung im Freien stattfand und Mond und Sterne als natürliche Lichtquelle dienten, wurden Nocturnes auch als 'Mondschein'bezeichnet. 'Candlelights' hingegen fanden meist drinnen statt. Van Schendel malte nachts unzählige Markt- und Straßenszenen und seine Produktivität war groß. Besonders bewundert wurden seine nächtlichen Marktszenen, deren erste Beispiele zwischen 1838 und 1845 entstanden, als der Künstler an der Prinsengracht in Den Haag, nicht weit vom Groenmarkt, lebte. Auch nachdem die Familie 1845 endgültig nach Brüssel gezogen war, malte Van Schendel den Groenmarkt weiter, um der großen Nachfrage der Käufer nachzukommen. Gelobt wurden der samtige Ton dieser Darbietungen und die Art und Weise, wie das sanfte Licht von Kerzen und Öllampen die Gesichter von Marktleuten und Besuchern berührte. Auffallend oft schmückte der Künstler Gemüseverkäufer und andere Marktfrauen mit der charakteristischen Kopfbedeckung der Scheveninger Fischerin, die er als besonders dekorativ empfand. Van Schendels Atelier in Brüssel hatte zwei Räume; einen hell erleuchteten Raum für seine eigentliche Malerei und einen Raum, den er verdunkeln und mit Kerzen, Öllampen oder Fackeln beleuchten konnte. In letzterem posierten seine Models.
Kommerziell war Van Schendel ein sehr erfolgreicher Künstler und ein typisches Beispiel für einen romantischen Genremaler, der seine Motivwahl aus kommerziellen Gründen bewusst auf einen Typus reduzierte: die Lichteffektszene mit Hell-Dunkel. Er verstand es sehr gut seine Arbeit zu verkaufen. Das war nötig, denn er hatte 15 Kinder aus zwei seiner drei Ehen zu erziehen. Neben ihm waren Johannes Rosierse, Petrus Kiers, Andreas Vermeulen und Jan Hendrik Grootvelt wichtige Vertreter des Nocturne.
Van Schendel nahm an vielen Ausstellungen in den Niederlanden teil, aber auch in Antwerpen, Brüssel, Gent, Paris, London und Manchester teil. Er erhielt sowohl Silber- als auch Goldmedaillen. Seine Gemälde wurden in bedeutende europäische Sammlungen aufgenommen, wie die von König Willem II. und König Leopold I. von Belgien. Aber im Laufe der Zeit, seine – die gleiche – Arbeit wurde oft auf Ausstellungen gezeigt, wurden andere Geräusche zu hören. Die Qualität seiner Arbeit wurde immer noch geschätzt, aber es bestand auch Bedarf an Innovationen und anderen Inspirationsquellen. Die Wertschätzung für Van Schendel blieb, aber das Kerzen- und Lampengenre kam im späten 19. Jahrhundert aus der Mode und Van Schendel wurde von Kritikern als altmodisch angesehen. Aber das Interesse der Öffentlichkeit blieb unverändert und seine Arbeiten verkauften sich noch lange nach seinem Tod gut. Van Schendel war nicht nur ein gefeierter Maler, sondern auch ein begabter Mechaniker und Erfinder.