Piet OuborgKünstler • Maler • Aquarellist • ZeichnerDordrecht 1893-1956 Den Haag

Piet Ouborg stammte aus einer streng calvinistischen Familie. Dies prägte die Erziehung seiner Kinder. Für Piet selbst bedeutete dies die Ausbildung zum Lehrer. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, entzog er sich dem Wehrdienst, indem er sich freiwillig als Beamter nach Niederländisch-Indien entsandte, wo er ab 1916 als Lehrer und Kunstlehrer arbeitete. Er blieb dort bis 1938 – eine Zeit, die für seine künstlerische Entwicklung entscheidend war. Trotz seiner anspruchsvollen Tätigkeit begann er, frei zu malen, zunächst mit Studien und Zeichnungen indonesischer Modelle und Landschaften. Doch Ouborg war zunehmend bestrebt, neue Strömungen und Entwicklungen in der europäischen Kunst zu verfolgen, soweit dies fernab seiner Heimat möglich war. Während seiner Heimaturlaube in den Niederlanden holte er dies nach. Nach seinem ersten Urlaub 1923 experimentierte er mit dem Kubismus und dem Stil der Bergen-Schule. Während seines zweiten Urlaubs 1931 in Brüssel sah er die Werke der Surrealisten und war besonders von den Gemälden Joan Mirós fasziniert. Ouborg, fasziniert von der Welt jenseits der sichtbaren Realität, wandte sich rasch der figurativen und abstrakten Bildsprache des Surrealismus zu. Nach seiner endgültigen Rückkehr in die Niederlande 1938 blieb seine Faszination für die magische Tropenwelt ungebrochen. Seine abstrakten Werke waren von indonesischen Motiven durchdrungen. Verspielte Formen von Wurzeln, Tänzern, Dämonen und Exorzisten finden sich in vielen seiner ausdrucksstarken, semi-abstrakten Gemälde wieder. Nach einem kurzen Aufenthalt in Haarlem und Amsterdam ließ er sich in Den Haag nieder, wo er Kunstgeschichte und Zeichnen unterrichtete. Während des Zweiten Weltkriegs kam er mit späteren Mitgliedern der CoBrA-Bewegung, den Malern Karel Appel und Corneille, sowie mit Willem Hussem und Jaap Nanninga, späteren Mitgliedern der Posthoorn-Gruppe und der Neuen Haager Schule, in Kontakt. 1945 gab Ouborg seine Lehrtätigkeit auf und widmete sich ganz seiner Kunst. Er war nun endgültig überzeugt, Maler zu sein und nicht nur ein Lehrer, der in seiner Freizeit leidenschaftlich einem Hobby nachging. 1947 nahm er an einer Ausstellung der Gruppe 'Experimentelen' im Haager Künstlerkreis teil und schloss sich dem Pulchri Studio, Vrij Beelden (Freie Bilder) (1947–1955) und der Liga Nieuw Beelden (Liga der Neuen Bilder) (1955–1956) an. Er erlangte Anerkennung unter seinen Kollegen und wurde von Appel, Constant und Corneille, die Ouborg als künstlerischen Verwandten betrachteten, eingeladen, ihrer CoBrA-Gruppe beizutreten. Doch in einem Brief vom 23. Oktober 1949 antwortete der introvertierte Ouborg: 'Ich werde nicht teilnehmen. Ich fühle mich nicht wie ein Gruppenmensch.'Ouborgs Ruhm wuchs rasant und gipfelte in einer Kontroverse um die Verleihung des Jacob-Maris-Preises 1950 für seine Zeichnung 'Vater und Sohn'. In der Nachkriegskunstwelt setzte sich die moderne Kunst in den Niederlanden nur langsam durch. Appel erlebte dies am eigenen Leib, doch auch Ouborg sah sich für seine preisgekrönte abstrakte Zeichnung heftiger Kritik ausgesetzt. Ouborgs Stil entwickelte sich im Laufe seiner künstlerischen Karriere stetig weiter; er erarbeitete seine eigene Interpretation des Surrealismus, die sich allmählich zum abstrakten Expressionismus weiterentwickelte. Dies stellt ihn eindeutig in den kleinen Kreis der bedeutendsten Vertreter der modernen Kunst in den Niederlanden.