Marguerite Hynckes-ZahnKünstler • MalerUtrecht 1897-1978 Laren

Der belgische Maler Raoul Hynckes wurde in seinem Heimatland schon früh als großes Talent erkannt. Er absolvierte eine traditionelle Ausbildung an der Brüsseler Akademie und erhielt dort noch vor seinem zwanzigsten Lebensjahr eine Einzelausstellung. Seine impressionistischen Landschaften, Hafen- und Flussansichten, wurden hoch gelobt. Doch der Erste Weltkrieg setzt seiner künstlerischen Laufbahn einen Strich durch die Rechnung, als er zur Armee eingezogen wird. Während des Vormarsches der deutschen Wehrmacht floh er in die Niederlande, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Nach einer kurzen Zeit in Den Haag ließ er sich im Prinseneiland in Amsterdam nieder, wo er in das Atelier von Kees Maks einzog und bald wieder mit der Ausstellung begann. Hynckes reist regelmäßig nach Volendam und Schellingwoude und malt beeindruckende, glatte 'Studien' der Schiffe auf dem Wasser und in den Häfen. Außerdem illustriert er Bücher, entwirft Plakate, Kostüme und Bühnenbilder und verdient damit seinen Lebensunterhalt. Doch die Gräueltaten, die er an der Front erlebt hatte, ließen ihn nicht los. Er gerät in eine schwere Identitätskrise, die fast zehn Jahre andauern sollte. Die Suche nach einer neuen Identität und einem neuen Stil ist äußerst langsam und schwierig. Im Alter von 31 Jahren entschloss sich Hynckes zu einem radikalen Bruch mit seiner impressionistischen Vergangenheit und zerstörte zunächst einen Großteil seiner alten Werke. Dann wendet er sich im wahrsten Sinne des Wortes nach innen und konzentriert sich fortan in seinem Atelier nur noch auf die Malerei äußerst detaillierter Stillleben, bei denen er nach technischer Perfektion strebt und die als Teil der Bewegung des magischen Realismus gelten. Dramatische Kompositionen mit Totenköpfen, Kadavern und toten Ästen und geheimnisvollem Licht, eingefangen von einem hohen Standpunkt aus, waren die Zutaten für eine große Portion Vergänglichkeitssymbolik. In dieser Zeit konnte Hynckes, der wie die magischen Realisten Carel Willink und Pyke Koch erfolgreich verkaufte, nach Blaricum ziehen. Hier lebt er mit seiner zweiten Frau, der Malerin Marguerite Zahn. Mit ihrer präzisen Malweise steht ihr Werk in enger Verbindung zu den magisch-realistischen Stillleben ihres Mannes. Aber ihre Kompositionen haben mehr Farbe und es fehlt ihnen die tiefere symbolische Bedeutung der Stillleben von Hynckes.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konkurrierte Hynckes zusammen mit dem magischen Realisten Carel Willink offen mit der neuen Kunstordnung dieser Zeit – CoBrA und Abstraktion. Obwohl Hynckes‘ Virtuosität weithin gelobt und geschätzt wurde, galt sie eigentlich als veraltet. Ab den 1960er-Jahren wendete sich das Blatt und mit ihr kam es zu einer erneuten Anerkennung des Neorealismus. Inzwischen hatte Hynckes seinen Ausweg wieder gefunden. Regelmäßig ging er ins Gooi, um neben den Stillleben, die er weiterhin malte, wieder Landschaften und Dorfansichten zu schaffen. Bis zu seinem Tod führte er ein asketisches Leben; er widmete sich weiterhin nur seiner Pfeife und belgischen Pralinen.